Am grauen Strand, am grauen Meer
Und seitab liegt die Stadt;
Der Nebel drückt die Dächer schwer,
Und durch die Stille braust das Meer
Eintönig um die Stadt.
Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai
Kein Vogel ohne Unterlass;
Die Wandergans mit hartem Schrei
Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei,
Am Strande weht das Gras.
Doch hängt mein ganzes Herz an dir,
Du graue Stadt am Meer;
Der Jugend Zauber für und für
Ruht lächelnd doch auf dir, auf dir,
Du graue Stadt am Meer.
Dieses Gedicht schrieb Theodor Storm über seine Heimatstadt und im ersten Moment denkt man, dass er wohl keine gute Meinung von ihr hatte. Aber dann... kommt das Herz ins Spiel und man spürt, dass ihn gute Erinnerungen mit Husum verbinden.
Ich gehe mal davon aus, das das Husum, welches wir gesehen haben, längst nicht mehr die Stadt ist, die Theodor Storm erlebt hat, der dort auch als Rechtsanwalt und Amtsrichter tätig war. Sie ist alles andere als grau - Husum, wie wir es erlebt haben ist bunt, lebendig, mit urigen Gassen, schönen Fassaden, netten Lädchen. Sicher lässt es sich dort gut leben und eine Reise wert ist sie allemal.
Das wir dem Meer nicht wirklich begegnet sind, lag ja an unserem Rhythmus. Wir wollten unser Schlafdefizit etwas auffüllen und das passte mit der Tide einfach nicht zusammen.
Aber auch das Watt hinter dem grünen Deich und dem Rasenstrand war ein ganz neues Erlebnis für uns.
Unser Quartier war ein Häuschen in der Altstadt in der Nähe des Binnenhafens - man konnte die Geschichte des Gebäudes erahnen. Wir haben uns sehr wohl gefühlt.
Obwohl wir sehr gespannt auf diese, für uns neue Stadt bzw. Region waren, hatten wir uns vorgenommen, es ganz ruhig angehen zu lassen. Nicht von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten eilen, sondern einfach treiben lassen. Alles kann, nichts muss!
So haben wir uns an jedem der 4 Tage nach einem ausgedehnten Spätstück auf den Weg gemacht durch und um die Stadt. Wer mag, kann sich jetzt einfach anschließen.
Wir beginnen mit dem oben erwähnten Binnenhafen, auch „Husumer Au“ genannt.
Er ist vom Außenhafen durch eine Eisenbahn- und Straßenhubbrücke getrennt. Die Fußgänger-Unterführung haben wir erst spät entdeckt.
Früher gab es hier eine riesige Schiffswerft. Heute ist es eine Flaniermeile zum Bummeln und verweilen in zahlreichen Restaurants mit großen Terrassen am Wasser. Hier liegen nur noch Sport- und Segelschiffe, es ist der Startpunkt für Hafenrundfahrten und es liegt auch ein Restaurantschiff vor Anker.
Im Außenhafen sind die Husumer Fisch- und Krabbenkutter zu Hause.
Von hier aus führt uns der Weg weiter an den Strand von Husum, an den Dockkoogsstrand - vorbei an Wiesen und Weiden und endlos weitem Blick
Den Schafen begegnet man auf Schritt und Tritt - sie leisten einen wichtigen Beitrag zum lebensnotwendigen Deichschutz
Wenn Ihr Euch fragt, was das für Gebilde links unten sind? Das sind ganz einfach Windhosen, gestaltet von Julia Boernefeld anläßlich der „Wind-Art 2007“
Hier direkt nochmal
Von hier aus kehren wir zurück in die Stadt. Aber wir wollten nicht auf dem gleichen Weg heimkehren, wie wir hergekommen sind. So sind wir durch ein Weide-Tor auf einen hinteren Deich gegangen, weil es uns auch als Abkürzung erschien, aber irgendwann hatten wir das Gefühl „das war ein Fehler“, weil wir keinen Ausgang entdecken konnten. Die Schafe wurden immer unruhiger, die Rinder auf der Nachbarweide beäugten uns misstrauisch... Wir traten nach einer halben Stunde Wiesenglück doch lieber den Rückzug an und kehrten zurück auf die Straße. Und was soll ich sagen? Wir hätten uns gar nicht verunsichern lassen sollen. Wir hätten, ebenso bequem wie wir reinkamen auf der anderen Seite, direkt an der Straße, auch wieder die Weide verlassen können. Na beim nächsten Mal sind wir klüger!
Wir kehren zurück in die Stadt...
... vorbei am Ostenfelder Bauernhaus - 1899 als Museum gegründet - zur Vermittlung bäuerlicher Alltags- und Arbeitskultur. Aber erst nachdem dänische Musuemsleute es im Jahr zuvor kaufen, abbauen und in Dänemark wieder aufbauen wollten. Dadurch wurde das Interesse der Husumer geweckt...
Durch heimelige Gassen und vorbei an schönen Fassaden...
... dem Weihnachtsmuseum (links oben)...
landen wir schließlich am Schloss „vor“ Husum, wie es korrekt heißt, weil es bei seiner Entstehung noch außerhalb der Stadtgrenze stand.
Dies ist das Torhaus, welches heute als örtliches Verwaltungsgebäude genutzt wird.

Das Schloss selbst beherbergt das Schlossmuseum, den Fachdienst Kultur, die Stiftung Nordfriesland und die Musikschule des Kreises Nordfriesland. Im einstigen Küchenflügel - unten rechts - befindet sich ein Café, welches von den Auszubildenden des Theodor-Schäfer-Bildungswerks betrieben wird. Leider war auch dieses geschlossen.
Der Schlosspark ist berühmt für seine üppige Krokusblüte im Frühjahr, die aus den Wiesenflächen ein Meer aus Lila macht. Natürlich kann ich Euch davon kein Foto bieten, aber im www. werdet Ihr bei Interesse sicher fündig. Ich wollte hier nur eigene Fotos nutzen.
Und auch der wohl berühmteste Einwohner von Husum hat im Schlosspark einen Gedenkort gefunden...
Theodor Storm (*14.09.1817 - gest. 04.07.1888) war Jurist und Schriftsteller und unter anderem in Potsdam und Heiligenstadt tätig, bevor er 1842 als Landvoigt und Amtsrichter in seine Heimatstadt zurückkehrte. Er hatte mit seiner 1. Frau Constanze Esmarch 7 Kinder, war in 2. Ehe mit Dorothea Jensen verheiratet und hatte mit ihr eine Tochter.
Seine berühmteste Novelle war „Der Schimmelreiter“, die auch bei uns auf dem Lehrplan stand.
Nun wird es wirklich Zeit, ich schließe für heute mit dem abendlichen Blick in Storms Geburtsstraße - das kleine Haus rechts vor dem Weißen ist sein Geburtshaus
und gaaanz zum Schluss noch einen Blick im Abendlicht über die Husumer Au
Jetzt ist es doch ein sehr langer Post geworden. Wer weiß, ob überhaupt jemand bis hierhin durchgehalten hat??? Ich hoffe es und würde mich sehr freuen. Aber auch für uns beide, deren Herz das kleine, zugleich heimelige und doch lebendige, Husum erobert hat, ist dies wie ein Reisetagebuch. Wir werden sicher wieder zurück kehren!
Nun wünsche ich Euch einen schönen Sonntag,
auch wenn der Himmel vom Regen tief hängt wie hier in Berlin.
Ich ziehe mich jetzt mit einem Hörbuch in mein Zimmer zurück -
Ideen wollen umgesetzt werden und ein Auftrag wartet.
Passt gut auf Euch auf und macht es Euch zu Hause nett!
Herzlichst
🍁 Lene 🍁